Dan Weinstein

1925-2012

Dan Weinstein, ein stiller, großgewachsener Mann aus dem Kibbutz Hachotrim nahe Haifa, stammte eigentlich aus dem böhmischen Leitmeritz, wo er die Schule besucht hatte, ehe er außer Landes floh und sich in Israel ein neues Leben aufbauen konnte. Weinstein erzählte gerne von seiner Schulzeit in Leitmeritz und von seinen guten Beziehungen zu den dortigen Deutschen. Neben seiner hebräischen Alltagssprache bediente sich Weinstein sowohl der tschechischen als auch der deutschen Sprache, die er in gepflegtem Ton und sehr bedächtig verwendete. Oft kehrte er aus seiner neuen Heimat in die alte zurück, besuchte Bekannte in Prag, und schaute gerne auf eine Tasse Kaffee im Vitalis-Verlag vorbei. Einmal brachte er ein umfangreiches Manuskript und man wurde bald einig, daß dieses bei Vitalis erscheinen sollte – es war das einzige Buch, das er schreiben sollte. Weinsteins Weg zum letzten Garten spielt in einer 3000 Jahre entfernten Zukunft, in einer Zeit, in der das materielle Kulturerbe unserer Zeit nur mehr in Scherben unter meterhohem Schutt hervorlugt, wenn überhaupt. Eine feindliche, verstörende, in Trümmern liegende Umwelt gleich einer Mondlandschaft, durch die sich ein Suchender aufmacht, um den letzten noch verbliebenen Garten zu finden. Es ist ein merkwürdig anziehendes, ganz außergewöhnliches Stück Literatur, bestimmt einst im Schutt der Zivilisation zu versinken. Bis dahin kann man es noch lesen, mit Gewinn, wie uns scheint.

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