Ferdinand Seibt

1927–2003

Der deutsche Historiker Ferdinand Seibt hatte sich schwerpunktmäßig mit Mediävistik, Bohemistik und der Geschichte Europas auseinandergesetzt und dazu zahlreiche Bücher veröffentlicht. Er war von 1980 bis 2003 Vorsitzender des Collegium Carolinum in München und Herausgeber der Zeitschrift Bohemia. Seibt stammte aus Leitmeritz, von wo er 1944 zum Kriegsdienst einberufen wurde. Erst nach dem Kriegsende konnte er sein Abitur ablegen und schließlich, ab 1947 in München studieren. Nach dem Studium legte er 1953 das Staatsexamen für das Höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Geschichte und Erdkunde ab, sodann unterrichtete er an verschiedenen Münchner Gymnasien. Er habilitierte sich 1964 mit einer Arbeit zur hussitischen Revolution bei Karl Bosl und wurde noch im selben Jahr Privatdozent für Mittlere und Neuere Geschichte an der Münchener Universität, 1969 wurde er auf den Lehrstuhl für die Geschichte des späteren Mittelalters an die Ruhr-Universität Bochum berufen.

Seibt war ein großer Freund der Tschechen und hat seine sudetendeutschen Landsleute durch seinen betont versöhnlichen Kurs häufig vor den Kopf gestoßen. Als Mitglied der deutsch-tschechischen Historikerkommission hatte er wesentlichen Anteil an der Herausarbeitung eines offiziellen Geschichtsbildes, auch das hat ihm nicht nur Freunde beschert. Für seine Verdienste um die tschechische Geschichte wurde er 1990 mit der František-Palacký-Plakette ausgezeichnet, der höchste Auszeichnung der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. Die Karls-Universität Prag verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Seibt war auch Träger des Verdienstordens der Tschechischen Republik, ferner des Verdienstorden des Großherzogtums Luxemburg.

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