Franz Kleček

Kleček ist weltweit als Prager Kleinseitner Kutscher bekannt, daß er auch ein guter Erzähler war, brachte erst der Vitalis-Verlag ans Licht, auf Betreiben von Baronin Johanna Herzogenberg, die irgendwann mit einem unveröffentlichten Manuskript im Verlag erschien. Kleček stammte eigentlich aus Cerekwitz bei Hořic in Böhmen, aber da gibts nicht so viel Herrschaft wie in Prag und deshalb kann dort ein Fiakerfahrer nicht sein Auskommen finden. Wann er geboren ist, das wissen wir nicht genau, aber sicher lebte er schon 1866 als junger Mann, denn er fuhr mit seinem Gefährt auch über die Schlachtfelder von Königgraetz, wo er ein Versprechen einzuhalten hoffte. Sonst aber war er natürlich in Prag zuhause, seit er 1879 von Frau Katarina Kofroň ein Fiakerzeugl erwerben konnte, im Monat Dezember, bestehend aus einem Paar prächtiger, blitz-blanker russischer Schimmel, und aus einem Wagen, gekennzeichnet mit der Nummer 52. Dreißig Jahre lang kutschierte Kleček die Prager Kundschaft, was schon viel ist, mehr aber noch ist dies: er schrieb manche seiner Erlebnisse auf und wurde damit zum Chronisten des Lebens im 19. Jahrhundert – seine Wege zu Ballveranstaltungen oder auf der Verzehrungsteuerlinie, eine Fahrt hinter Flüchtlingen her und eine zu einem Mütterlein im Sterben. Er muß ein guter Kerl gewesen sein, dieser Kleček, und bei Vitalis, dem Originalverlag des Fiakers, sei ihm ein Denkmal gesetzt. Seine letzte Fahrt, ehe er sich zur Ruhe setzte, war übrigens mit zwei Generälen zur Beerdigung des Baron Ringhoffers in Smíchov. Müde geworden verkaufte Kleček dann sein Geschäft, eine neue Zeit war angebrochen, die Motoren brummten schon in ihren Garagen.

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