Zur Geschichte der Medizin
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Der Alchemist

Als wohl bekanntester Alchemist der Frühzeit gilt Albertus Magnus (ungefähr 1205/06/07 – 1280), der Dominikanermönch und Lehrer des Thomas von Aquin. Der Begriff alchemia ist freilich älter, findet sich schon bei Julius Maternus Firmicus im 4. nachchristlichen Jahrhundert. Albertus Magnus wollte keine Geheimlehre betreiben, sondern eine ernstzunehmende Wissenschaft, die sich mit der Möglichkeit der stofflichen Verwandlung der Elemente befaßte, wie sie bei allen alten Kulturvölkern bekannt war.

Bei Roger Bacon (1214-1294) wurde dann schon eine theoretische von der praktischen Alchemie geschieden, die große Versuchung blieb aber über die Jahrhunderte hinweg die Transmutation von Metallen, die Herstellung von Gold und Edelmetallen. Luther soll dazu gesagt haben: „Die Kunst der Alchemey ist recht und wahrhaftig der alten Weisen Philosophey, welche mir sehr wohl gefällt, nicht allein wegen ihrer Tugend und Nützlichkeit, die sie hat mit destillieren und sublimieren in den Metallen, Kräutern, Wassern und Olitäten, sondern auch wegen der herrlichen schönen Gleichnis, die sie hat mit der Auferstehung der Toten am Jüngsten Tage.“

Um 1600 regierte in Prag der Habsburger Kaiser Rudolf II., der Alchemisten aus ganz Europa in seine Stadt berief und ihnen Werk- und Wohnstätten auf seiner Kaiserburg zuwies. Damit wurde das Goldene Gäßchen mit seinen kleinen Häuschen über dem Hirschgraben zu einer Art Zentrum der alchemistischen Forschung.

Des niederländischen Malers Thomas Wyck (um 1616-1677) gezeigtes Alchemistengewölbe dürfte den alchemistischen Laboratorien zur Zeit Rudolfs II. ziemlich nahekommen. Aus den herumliegenden Schriften erkennen wir, daß hier nicht nur experimentiert, sondern vor allem auch studiert wurde: Denn die Alchemie verstand sich keineswegs nur als okkultistische oder gar magische Geheimwissenschaft, sondern auch als ernstzunehmende, auf Traditionen begründete Naturwissenschaft, die in mancherlei Hinsicht gar nicht so falsch lag, wie 1826 Ferdinand Wurzer, der Marburger Ordinarius für Pharmazie und Chemie und Vorgänger von Robert Bunsen zugab: „Ich gestehe freimütig, daß ich durchaus nicht begreife, wie man die Möglichkeiten der Metallverwandlung bestreiten kann.“

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